Wie funktioniert die Gentherapie?

Die Idee der Gentherapie ist simpel: Das defekte Gen, das zu einer Erkrankung führt, wird durch ein funktionierendes Gen ausgetauscht. So soll die Erkrankung besiegt werden. Da unser Erbgut im Zellkern aber gut geschützt ist, steht die Gentherapie in der Praxis vor großen Herausforderungen.

In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Methoden, mit denen sich Erbgut in Zellen hineinschleusen lässt. Für die Gentherapie eignet sich zum Beispiel der Einsatz von Viren als Transportmittel, da diese die gewünschte DNA in das Erbgut der Zellen einbauen können.

Durch die Nutzung einer Genfähre wird bei der Gentherapie zum Beispiel für Hämophilie A ein korrektes Gen des Gerinnungsfaktors VIII in die Leberzellen eingeschleust. Die darauf gewünschte normale Gerinnungsreaktion wird insofern ermöglicht, indem die Leberzellen in deren Erbgut das korrekte Gen eingebaut wurde, den Faktor VIII produzieren und diesen im Blut freisetzen.

Die dabei eingesetzten Viren werden so verändert, dass sie in die Zelle eindringen, den gewünschten Genabschnitt in das Erbgut der Zelle einsetzen und anschließend abgebaut werden.

Gentherapie und Hämophilie

Auch für die Hämophilie-Erkrankung ist ein defektes Gen verantwortlich. Es wird für die Produktion von Gerinnungsfaktor VIII (Hämophilie A) beziehungsweise Gerinnungsfaktor IX (Hämophilie B) benötigt. Da die Gerinnungsfaktoren in den Leberzellen gebildet werden, muss dort die korrekte Erbinformation eingebaut werden. Ist die Gentherapie erfolgreich, können die Leberzellen im Anschluss funktionsfähige Gerinnungsfaktoren in ausreichender Menge herstellen. Jedoch haben diese veränderten Leberzellen, wie alle Zellen im menschlichen Körper, eine begrenzte Lebenszeit. Sterben die Leberzellen, die das veränderte Erbgut tragen ab, geht auch die eingeschleuste Erbinformation verloren. Wie lange die Wirkung der Therapie demnach anhält, ist aktuell noch nicht endgültig bekannt.

Langzeitstudie mit Hämophilie A Patienten

Für die Gentherapie bei Patienten mit Hämophilie A sind erst vor kurzem vielversprechende Daten einer Langzeitstudie veröffentlicht worden.

Insgesamt wurden 134 Patienten mit schwerer Hämophilie einmalig gentherapeutisch behandelt und mindestens 52 Wochen nach der Behandlung in engen Intervallen Daten erhoben. Darunter befanden sich auch 17 Patienten, die die gentherapeutische Behandlung bereits zwei oder mehr Jahre vor dem Stichtag der Datenerhebung erhalten haben und bis zu Woche 104 nachbeobachtet wurden. Bei 132 Studienteilnehmern war der mittlere Faktor-VIII-Aktivitätswert in den Wochen 49 bis 52 nach der Infusion um 41,9 IE pro dl gestiegen.

Nach Aussage von Experten könnten viele Patienten der Studie nach der Therapie auf die regelmäßige Injektion von Faktor VIII verzichten. Jedoch ist das individuelle Ergebnis für den Patienten sehr variabel und schwer vorauszusagen.

Als Nebenwirkungen der Therapie werden am häufigsten der vorübergehende Anstieg der Leberwerte, Kopfschmerzen und Übelkeit genannt. Insgesamt trat bei allen Studienteilnehmern mindestens eine unerwünschte Nebenwirkung auf.

Für Patienten mit Hämophilie A kann also zukünftig mit der Möglichkeit zur Gentherapie als neue Behandlungsoption gerechnet werden. Wann es dann wirklich so weit ist, dass diese Therapie verabreicht werden kann, steht noch nicht fest. Ein Pharmaunternehmen befindet sich mit ihrem Gentherapeutikum aktuell im Zulassungsverfahren. Es wird mit einer Entscheidung der Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) im ersten Halbjahr 2022 gerechnet.

Wie ist der Forschungsstand bei Hämophilie B?

Auch an einer Gentherapie für Patienten mit Hämophilie B wird schon lange gearbeitet. Die Forschung liegt etwa ein Jahr hinter der Hämophilie A Forschung zurück.


Lesen Sie hier auch unser neues Interview zum aktuellen Forschungsstand der Gentherapie bei Hämophilie!

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Quellenangaben

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oder telefonisch unter 0911 723 01-115.

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